Die Blumenwiese für die Bienen, die Mitte April neu angelegt wurde, ist nun in voller Blüte. Die Bienen sind eifrig an der Arbeit und bereits konnten Schwester Benedikta und Schwester Cäcilia reichlich Honig ernten.
Hier ein Bericht zu der Arbeit der Schwestern im Garten und bei den Bienen von Gina Graber, erschienen im Einsiedler Anzeiger, August 2014:
Bienen, Blumen und Gottes Segen
Der Garten hinter den Mauern des Frauenklosters in der Au in Trachslau ist eine wunderbare Augen- und eine wertvolle Bienenweide. Er wird sorgsam von den Schwestern gepflegt und gehegt, aber auch von externen Helfern und Fachkräften.
Sr. M. Benedikta Häller schliesst lächelnd das mächtige Tor neben der Klosterpforte auf, wohl ahnend, dass die Besucherin staunen wird. Und in der Tat ist der Blick in den Garten beeindruckend: Vor dem Klostergebäude erstreckt sich eine parkähnliche Anlage in leichter Hanglage mit Gemüsebeeten, Blumenrabatten, Steingärtchen, Beerensträuchern und Obstbäumen.
Rechts des Tors führen drei Treppenstufen zum idyllischen Klosterfriedhof hinunter, einem schlichten, klassisch gestalteten Ort der Besinnung, begrenzt von einem blumen- und efeubewachsenen Mäuerchen. Dahinter folgt der Gemüsegarten, eine stattliche, mit Stellriemen eingefasste Anlage, in der Rüebli, Lauch, Salate & Co. in Reih und Glied gedeihen. «Wir essen frisches Gemüse», erklärt Sr. Benedikta, sichtlich stolz beim Anblick der gepflegten Beete. Aber ihre wahre Leidenschaft gehört den Blumen und denen, die sie emsig umschwärmen: den Bienen.
Ein Paradies für Bienen und Blumen
Fast schon symbolisch ist der Blumen- und Beerengarten in der Au auf einer höheren Ebene angelegt als der Gemüsegarten. Hier kann sich das Auge nicht satt sehen an den blühenden Blumen in allen Grössen, Formen und Farben: Mannshohe Königskerzen stehen neben einem Meer von duftigen Blumen, leuchtend blaue Borretsch-Blüten wetteifern mit den blauen Phathelia. Kräuter und Beeren geben sich hier ein paradiesisches Stelldichein. Doch die ganze unüberschaubare Blütenpracht dient nicht nur zur Freude der Klosterfrauen, sondern in erster Linie den Bienen. «Unser Garten ist ein Paradies für Bienen und Blumen», schwärmt Sr. Benedikta. Sie führt mich zum Herzstück des Klostergartens, dem Bienenhaus. «Die Bienen haben es bei uns nicht weit zur Arbeit», lacht sie beim Anblick der hundertfach ein- und ausschwärmenden Insekten.
Spätestens seit dem eindrücklichen Dokumentarfilm «More than Honey» weiss man: Die Bienen fühlen sich in unserer technisierten, auf hohe Erträge ausgerichteten Umgebung nicht mehr wohl. Die Wiesen werden meistens abgemäht, bevor die Blumen abgeblüht haben, die Artenvielfalt der Pflanzen hat abgenommen. Dieser Entwicklung möchte die Gemeinschaft des Frauenklosters Au mit ihrem Bienengarten entgegenwirken. Die Blütenpflanzen sind so gewählt, dass den Bienen damit schier unerschöpfliche Nahrungsquellen zur Verfügung stehen. Dank dieser Bienenweiden können die Bienen Honig produzieren, von dem in der Regel auch der Imker, die Imkerin profitiert. Am klösterlichen Bienenhaus steht der Spruch: «An Gottes Segen ist alles gelegen, doch muss man die Bienen auch hegen und pflegen.» Selbst beste Hege und Pflege und Gottes Segen nützten in diesem regenreichen Sommer nichts. «Es war kein Bienensommer», erklärt Sr. Benedikta ernst. Die Waben waren leer geblieben, die Bienen haben den Honig selber als Nahrung benötigt, für die Schwestern gab es keinen. Immerhin: Die 8 Bienenvölker im Benediktinerinnenkloster sind gesund. Dazu tragen die vorbeugenden Massnahmen gegen Bienenkrankheiten bei, die auch in der Au vorschriftsmässig vorgenommen werden.
Das gepflegte Bienenhaus inmitten des Gartens besteht seit über 80 Jahren. Seit 2011 ist Sr. Benedikta für die Besorgung der Bienen verantwortlich. Bei der Imkerei wird sie von Sr. Cäcilia Kälin unterstützt, die gerade am Jäten ist. Sie sprüht vor Arbeitseifer und findet an jeder Ecke etwas zum Auszupfen und Zurechtrücken – und sei es nur ein in Schieflage geratener Gartenzwerg im Steingärtchen. Kaum ist sie da, huscht sie schon wieder um den nächsten Brombeerstrauch. Fast wie in einem Labyrinth verliert man sich zwischen den hohen Pflanzen und kann dabei erst noch kaum der Versuchung widerstehen, eine reife Beere zu stibitzen.
Aussergewöhnlich charmant
Neben Sr. Benedikta und Sr. Cäcilia arbeiten noch weitere ehrenamtliche Helferinnen regelmässig aktiv im Garten. Insgesamt leben zur Zeit 13 Benediktinerinnen in der Au. Ohne externe Hilfe wäre die Gartenarbeit nicht zu bewältigen; Gärtner, Bauern und Freiwillige kümmern sich zusätzlich um die wilde Ordnung des weitläufigen Grundstücks. Denn der aussergewöhnliche Charme des alten Klostergartens besteht darin, dass er bis ins Detail wohl gepflegt ist, aber nirgends gepützelt wirkt. Das harmonische Nebeneinander von Beeren-, Blumen-, Obst-, Kräuter- und Steingärtchen sorgt zudem für Überraschungen.
Zuhinterst, im höchst gelegenen Teil des Gartens erstreckt sich schliesslich eine Wiese, auf der gerade würzig duftendes Gras vom Pächterpaar Betschart zusammengerecht wird. Linden und andere Laubbäume spenden Schatten und Nektar für die Bienen. Die bäuerliche Idylle wird durch einen Hühnerhof und ein Ökonomiegebäude vervollständigt. Von dieser lauschigen Ecke aus öffnet sich der Blick über den ganzen Garten. Es erstaunt nicht, dass sich auch Sr. Benedikta und ihre Mitschwestern gerne hier aufhalten um zu schauen, zu meditieren und zu geniessen.
15. August: Kräutersegnung im Frauenkloster
Auch Kräuter wie Salbei und Lavendel gedeihen im Garten der Benediktinerinnen und werden von den Bienen gerne angeflogen. Am 15. August findet um neun Uhr vormittags anlässlich des Festes «Maria Aufnahme in den Himmel» im Frauenkloster ein Gottesdienst mit Kräutersegnung statt. Die Kräuterweihe beruht auf der Legende, dass die Jünger Marias Grab öffneten und statt des Leichnams nur noch Blumen und Kräuter fanden. Aus diesem Grund wird in der katholischen Kirche an diesem Tag eine Kräutersegnung vorgenommen. Dazu werden sogenannte Kräuterbuschen gebunden, die nur mit einer vorgeschriebenen, symbolischen Zahl gebunden werden dürfen. Der Siebener-Buschen ist der gängigste Kräuterstrauss. Die geweihten und getrockneten Kräutersträusse werden auf dem Dachboden oder im Herrgottswinkel des Hauses aufgehängt und sollen Krankheiten, Unglück, Gewitter und Blitzschlag vom Haus fernhalten. Zerriebene Blätter des Kräuterstrausses mischt man oft kranken Tieren ins Futter. (Text von Gina Graber)